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Wenn das Publikum nicht reagiert




Du kannst die gleiche Präsentation oder den gleichen Vortrag halten und das Publikum reagiert völlig anders.


Die verschiedenartige Reaktion des Publikums macht es für den Redner nicht einfach. Da kann ein Witz sehr gut ankommen und der gleiche Witz beim nächsten Publikum überhaupt nicht. Nicht nur Comedians müssen mit dieser Situation zurechtkommen sondern auch jeder Redner, besonders wenn es mehrere Auftritte mit dem gleichen Inhalt gibt.


Es gibt zwei Aspekte, welche es zu beachten gibt:

  1. Sein Publikum kennen

  2. Richtig reagieren


1. Kenne Dein Publikum

Je besser ich Bescheid über das Publikum weiss, je mehr kann ich den Vortrag oder die Präsentation auf das Publikum zuschneiden. Im Gegensatz zu einem Theaterstück, in welchem die Rolle und der Text festgelegt ist, kann ein Redner oder eine Rednerin in einem Vortrag Nuancen einfliessen lassen. Und diese Nuancen helfen, das Publikum abzuholen.

Es ist gar nicht so einfach, das Publikum zu kennen und manchmal ist es schlicht unmöglich. Wenn jedoch vor einem Auftritt das Publikum einigermassen eingegrenzt werden kann, dann hilft das natürlich enorm.


Wenn ich weiss, dass ich z.B. ein Redetraining hauptsächlich für Frauen gebe, dann lasse ich natürlich auch besonders Themen einfliessen, die für Frauen relevant und interessant sind. Habe ich es mit einer bestimmten Berufsgruppe zu tun, so kann ich Vergleiche benutzen, welche für die Berufsgruppe einleuchtend sind.


Wenn ich Schüler und Schülerinnen trainiere, dann überlege ich mir, welche Themen die in ihrem Alter haben und baue die Präsentation von dieser Seite her auf um ihnen ein Gefühl zu geben, warum eine gute Kommunikation wichtig ist, bevor ich mit dem Redetraining anfange.


Es ist entscheidend zu wissen, welchen Wissensstand das Publikum hat. Verwende ich Fachbegriffe, die das Publikum nicht kennt, dann darf ich mich nicht wundern, wenn es nicht mitkommt und es dann verhalten reagiert. Wer meint, mit Fremdwortkenntnis auftrumpfen zu müssen um professionnell rüber zu kommen wird meist enttäuscht. Das Gegenteil ist der Fall.


Wenn wir wissen, dass das Ziel jedes Vortrags oder jeder Präsentation die emotionale Reaktion des Publikums ist - eine positive emotionale Reaktion, dass die Zuhörenden unsere Kernbotschaft mögen und sich überzeugen lassen - dann wird klar, dass je besser ein Redner oder eine Rednerin auf das Publikum eingehen kann, je mehr Erfolg wird er oder sie einfahren.

2. Richtig reagieren

Nehmen wir einmal an, ein Comedian schmeisst eine hunderprozentige Pointe in den Raum, die jedes Publikum zum Lachen, ja fast zum schreien bringt vor Spass. Und an einer bestimmten Vorstellung herrscht Ruhe. Keine Reaktion des Publikums. Wie soll der Comedian reagieren?


Jedes Publikum ist anders. Im Theater habe ich vor so vielen verschiedenen Menschen gespielt und jeder Abend war anders. Die Energie war anders, die Reaktionen. Manchmal waren die Reaktionen verhalten aber die Leute waren konzentriert und präsent, andere Male wurde vor Lachen geprustet. Es kommt sehr darauf an, ob es Lach-Lokomotiven im Publikum gibt, die die anderen Menschen im Publikum mitziehen. Wenn die fehlen, dann verhält sich das Publikum eben anders. Es kann den Vortrag oder Präsentation oder die Show aber durchaus genauso geniessen.


Es kommt aber auch darauf an, wie am Anfang die Energie gesetzt wird. Gibt es einen Moderator, dann ist es dessen Aufgabe, das Publikum vorzubereiten. So wie der Moderator auftritt, so setzt er die Energie und leitet das Publikum an. Die Art des Auftritts des Moderators und des Redners ist entscheidend. Wenn es keinen Moderator gibt, musst Du die Energie vorgeben. Welche Energie gibst Du dem Publikum vor?

Trotzallem kann das Publikum aber mal verhalten sein.


Grundregel 1 ist cool bleiben. Egal wie die Reaktion des Publikums ausfällt, es ist falsch mehr Gas zu geben. Die Gefahr besteht, dass man übertreibt und nicht mehr authentisch rüber kommt. Ein Hampelmann wirkt auf das Publikum befremdlich. Einfach sein Ding durchziehen ist die Devise. Und wenn ein Gag nicht ankommt, dann kommt er nicht an. Das kann es geben.


Grundregel 2: Es ist manchmal sehr schwer, wenn man liefert und liefert und es einfach keine Reaktion des Publikums gibt. Man fühlt sich emotional wie ausgelaugt. Mit dem muss man klar kommen. Man muss sein Publikum trotzem lieben und das Beste geben, im Vertrauen darauf, dass die Saat schon aufgehen wird. Auf keinen Fall sollte man irgendwelche Bemerkungen machen, das wäre kontraproduktiv.


Wenn Schüler während dem Redetraining den Kopf auf das Pult legen und fast schlafen oder in die Luft starren, dann stellt sich für mich schon die Frage, ob ich versagt habe. Bin ich eine Schlaftablette oder was ist los? Wenn ich dann von den Schülern ein gutes Feedback bekomme, dass ich einen starken Auftritt hingelegt hätte, dann wird die Grundregel 3 klar: Das Publikum ist hauptsächlich mit sich selber beschäftigt. Es hängt teilweise in seinen eigenen Gedankengängen fest, ist mit seinem eigenen Leben beschäftigt. Dinge, die ein Redner sagt, können Gedankengänge und Erinnerungen auslösen. Und wenn dann das Publikum teilweise abwesend ist, darf man sich nicht verunsichern lassen.


Aber man kann auch nie jeden und jede glücklich machen. Wer ehrlich das Beste für das Publikum geben will und sich redlich bemüht, darf am Ende des Tages auch sagen: ich genüge mir selbst, auch wenn ich nicht jeden und jede glücklich mache. Das ist im Leben nun mal einfach so.







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